Neues von Sprungtuch

Hier finden Sie regelmäßig Neuigkeiten, interessante Beiträge und auch Urteile zu relevanten Themen, die Menschen betreffen, die plötzlich allein im Leben stehen und mit dieser Situation klar kommen müssen.

Sprungtuch in Hallo München

Witwe gründet Plattform „Sprungtuch“, um Alleinstehenden zu helfen

 

Sie fängt Trauernde auf

 

ALTSTADT/HAIDHAUSEN Sie stand mit beiden Beinen im Leben, bis ihr der Boden un­ter den Füßen weggezogen wurde… Als ihr Mann an Krebs starb, war Gerlinde Meier 55, führte eine eigene Werbe­agentur. „Auch wenn sein Tod nicht überraschend kam, er hat mich getroffen wie ein Keulen­schlag“, gesteht die Haidhau­serin, …

Zu der Trauer kamen die vielen Aufgaben, die auf sie einpras­selten: Die Beerdigung musste organisiert werden, die Bank hatte die Konten eingefro­ren, die Tochter war plötzlich nicht mehr krankenversichert, das Haus in Harlaching muss­te verkauft werden, dann die Erbschaftsfragen und die vie­len Gänge zum Anwalt, die Krankenversicherung und die Sorge um die Kinder, für die sie sich psychologischen Rat holen musste.

„Ich war nicht allein, aber keiner konnte mir sagen, was zu tun ist und in welcher Rei­henfolge“, erklärt Meier. Jetzt, drei Jahre später, kann sie sa­gen: „Ich und meine Kinder haben es überstanden – aber nur, weil wir uns so viel Hilfe geholt haben.“ Doch bei der Suche habe sie viel Zeit und Geld verloren, weil sie keinen Überblick hatte.

Nun will sie Menschen helfen, denen es ähnlich geht wie ihr. Sie hat die Internetplattform www.sprungtuch.info gegrün­det. Dort finden Menschen, die plötzlich alleine da stehen – sei es durch einen Todesfall, eine Scheidung oder eine Trennung …

„Außer­dem habe ich dort Fachartikel zu den verschiedensten The­men und eine überschaubare Anzahl von Experten, die in der Nähe helfen können, aufgelis­tet“, erklärt die Haidhauserin.

Für den Nutzer ist der Service kostenlos. Im Vorfeld ihres Projektes, das sie von ihrem Büro in der Altstadt aus leitet, hat sie knapp 200 Betroffene befragt und gesammelt, was sie in ihrer Notlage am drin­gendsten gebraucht hätten be­ziehungsweise noch brauchen. Dabei kamen Themen wie Pa­tientenverfügung und Entrüm­pler zur Sprache, aber auch die Einsamkeit, mit der man klarkommen muss. „Erstaun­lich viele haben angegeben, dass sie sich alleine fühlen und gerne wieder mehr sozi­ale Kontakte hätten“, erzählt die 58-Jährige. „Deswegen überlege ich, ob wir auch noch versuchen, Unternehmungen anzubieten für gemeinsame Interessen.“

Doch erst einmal soll „Sprung­tuch“ denjenigen helfen, die in einer emotionalen Ausnahme­situation wieder einen klaren Kopf bekommen wollen. „So­bald man im Kopf ein bisschen Struktur hat, ein Thema nach dem anderen abhaken kann, geht es weiter“, sagt Meier aus eigener Erfahrung. „Und dann ist man sogar ein bisschen stolz auf sich, weil man alles bewältigt hat.“

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